Klettersteig Sunnighorn 1398m


Was würde sich besser anbieten als Tagestour, als einen kurzen Klettersteig in der Nähe von Bern? Heute geht es mehr oder weniger spontan zum Sunnighorn. Was mich erwartet weiss ich noch nicht genau. In manchen Berichten liest man von steilerem Wandern, in anderen wird es nicht für Anfänger empfohlen. Der Steig und Bergweg, wurde nach einem grossen  Waldbrand in 1911 errichtet um die Räumungs-und Wiederaufforstungsarbeiten zu erleichtern. Mehrere "Höhlen welche von Menschenhand gefertigt wurden sind heute noch zu sehen, wo Arbeiter sich wahrscheinlich übernachtet oder ausgeruht haben. Ich starte relativ früh in Wimmis bei bestem Wetter in der Hoffnung, dass es in der sonnigen Wand des Sunnighorns nicht allzu warm würde. Der erste Kilometer verläuft noch auf einer Waldstrasse bis man zu einem Steinbruch (nicht zu verwechseln mit dem Klettergarten im Steinbruch Burgfluh bei Wimmis!). Hier geht es auf einem kleinen vom Steinbruch aus fast unsichtbaren Blau-Weiss markierten Weg weiter. Bei betreten des Waldes sollte man gerade rechts auf dem steilen Pfad weitergehen, der im Zickzack bis zum Beginn des Steiges verläuft. Beim Eintritt in den Steig, gibt es ein wenig Platz auf Wurzeln um den Klettergurt anzuziehen, nochmals kurz etwas zu trinken, dann geht es los. Die ersten Drahtseile befinden sich am linken Rand des Steinbruchs und führen an ihn hoch bis zum nächsten kleinen Waldstück, bei dem man ungesichert unterwegs ist, jedoch keine wirkliche Absturzgefahr besteht. Bis zum Ende des Waldes habe ich meine Schrittfrequenz gefunden und die Beinmuskulatur wird allmählich warm. Kein Wunder nun sind schon über 150 Höhenmeter nach einer Halben Stunde nach dem Start in den Beinen. Schon bei der zweiten Kabelsektion an der grösseren Wand, kann man den wunderbaren Ausblick auf den Thunersee geniessen während man gemütlich auf griffigem Fels Bergauf geht/kraxelt. Überall kann man sich gut mit den Händen seitlich halten, sei es am Drahtseil oder am Felsen, doch vorher schauen wo man die Hand hinlegt; es wäre Kreuzottergebiet. Dazu muss ich sagen dass ich bisher nach drei Bestiegungen, nicht das Glück hatte eine zu sehen. Immer wieder Rollen kleinere Steine den steilen Hang runter. Ich bin wirklich froh um meinen Helm, auch wenn es im Klettersteigführer hiess es sei nicht zwingend notwendig.

Die Route führt weiter bis durch den in der Simmeflue hängenden kleinen Wald, was sehr angenehm ist, da man so nicht ununterbrochen an der prallen Sonne aufsteigt. Bei Temperaturen um die 30C°, weiss ich das wirklich zu schätzen, sowie auch reichlich eisgekühltes Wasser aus dem Trinkrucksack. Es wechseln sich immer wieder gesicherte Abschnitte mit einem Drahtseil, und immer steiler werdenden Abschnitte in denen man ungesichert unterwegs ist ab. Manche ungesicherte Stellen sind heikler als die gesicherten, was bei mir doch einige Fragen aufgeworfen hat. Für nicht Trittsichere könnten diese Stellen etwas anstrengend sein, der lose Boden macht es nicht besser. Bei Regen bzw. nassem Boden ist dringend abzuraten diesen Weg zu begehen.

 

In einem kleinen Waldstück befindet sich nach einer guten Stunde Aufstieg durch Fels und Wald auf 1060m der Rastplatz Adlerhorst. Zwei Bänke und etwas Platz um zu übernachten wären hier vorhanden, sowie das Routenbuch des Simmenfluesteigs. Hier befindet man sich in etwa in der Hälfte des Aufstiegs zum Sunnighorn und es bietet sich gerade an etwas zu essen. Nach einer Viertel Stunde Pause, geht es am Drahtseil gesichert weiter steil die Wand hinauf. Wieder sind paar für ungeübte heikle ungesicherte Stellen auf dem Weg, aber an der Wand sind immer wieder Möglichkeiten sich abzustützen. Bald ist man schon an der Abzweigung Heiti-Sunnighorn, am Fuss der letzten kleinen Wand welche man mit Hilfe eines kleinen Waldwegs hinter sich bringt. Hier gelangt man auch zur grossen Höhle welche als Mannschaftsunterkuft gedient haben muss. Nach weiteren 15 Minuten steht man am Grippelisattel und es trennen mich nur noch wenige Höhenmeter vom Gipfel des Sunnighorns, diese haben es aber in sich. Die letzten Kletterpassagen vor dem Gipfel sind ungesichert und können für etwas nicht schwindelfreie Wanderer  beim Abstieg problematisch werden. Die letzten zehn Meter sind dann aber wieder gesichert und führen über einen kleinen Grat zum Gipfelkreuz auf einer kleinen Fläche. Die Rundumsicht vom Jura bis in die Alpen ist atemberaubend. Leider droht das Wetter langsam umzuschlagen. Ich beschliesse deswegen nicht zu lange auf dem Gipfel zu verweilen, und nehme den Steilen Weg nach unten in Angriff. Der Weg vom Gipfel bis zum Grippelisattel ist weniger schwer bergab als erwartet, denn auch auf dem Weg nach unten kann man sich gut festhalten. Ab dem Grippelisattel verläuft der Weg zum grössten Teil sichtbar, sehr steil durch den Schattigwald runter. Der Abstieg ist definitiv genauso anstrengend wie der Aufstieg, Leute mit Knieprobleme könnte das zu schaffen machen. Im Abstieg machen die superleichten Scarpa Ribelle Tech Spass. Man kann wirklich joggen und wie mit einem gewöhnlichen Bergschuh den Fuss angenehm abrollen lassen. Ich versuche die Zeit welche ich bei der Pause auf dem Gipfel verloren habe ein wenig aufzuholen, mittlerweile sind Wolken am Himmel und es könnte Regen geben. Zum Glück befinde ich mich aber so weit unten, dass es keine grosse Gefahr mehr darstellt. Nach einem kurzen Wegstück auf einer Waldstrasse gelangt man auf den letzten kleineren und steilen Wanderweg durch den Wald. Bei der zweiten Begehung wurde hier von meiner Begleitung beklagt, dass es doch ein langer Abstieg ist. Zum Schluss gelangt man mit der Waldstrasse wieder zum Steinbruch und zum Ausgangspunkt der Wanderung. Bei den zwei weiteren Begehungen war ich bedeutend fitter als beim ersten Aufstieg und er kam mir auch viel kürzer vor als beim ersten Mal. Das Wetter war beide Male der absolute wahnsinn, aber dafür war es heiss (35C° und 30C°). Nach drei Aufstiege in einem Monat könnte man den Berg abhaken, aber ich finde ihn zum trainieren ziemlich toll, auch unter anderem wegen seiner Lage nahe an Bern. Es wird als nicht das letzte Mal gewesen sein.

Die Scarpa Ribelle Tech werden im Herbst in einem eigenen Bericht vorgestellt.


Fazit: ☆☆☆☆☆/☆☆☆☆☆

Einfacher Klettersteig aber auch wie oft beschrieben Alpines wandern mit ausgesetzten Stellen. Für Anfänger mit fehlender Trittsicherheit  eher nicht geeignet da manche ungesicherte Stellen heikel sein können. Die Kurze Anreise ab Bern mit dem Zug, die Alpine Umgebung und die Aussicht sind alles Gründe wieso sich ein Abstecher auf das Sunnighorn lohnt.

Am Schluss der Wanderung, kann in Wimmis in Thoms Schnitzelscheune wieder Energie getankt werden - schliesslich hat man sich das Schnitzel verdient!


Art der Tour: Klettersteig mit alpinem Wandern

Daten: 

Merkmale: aussichtsreich, ausgesetzte ungesicherte Passagen, Aufstieg hauptsächlich an der Sonne, dafür langer steiler Abstieg im Schatten. Gemse gesichtet.

Kondition: mittel

Technisch: K 1-2, T4

geeignet für: alle mit guter Kondition und den nötigen alpinen Kenntnissen, Klettersteigausrüstung und Helm (Steinschlag) sicher nicht überflüssig.

                            Handschuhe wegen beschädigten Drahtseilen von Vorteil.

Hunde: eher ungeeignet, eventuell kleinere Hunde teilweise im Rucksack.